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Leitbild der Berufs- und Studienorientierung im Landkreis Görlitz

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Leitbild der Berufs- und Studienorientierung im Landkreis Görlitz

4 AUSGANGSLAGE Der

4 AUSGANGSLAGE Der Landkreis Görlitz als Zusammenschluss der ehemaligen Gebietskörperschaften Kreisfreie Stadt Görlitz, Niederschlesischer Oberlausitzkreis und Landkreis Löbau-Zittau existiert seit der Kreisgebietsreform 2008. Er besteht aus 53 kreisangehörigen Städten und Gemeinden. Den Landkreis Görlitz kennzeichnet seine große flächenmäßige Ausdehnung (ca. 2.106 km 2 ) bei einer verhältnismäßig geringen Einwohnerzahl (259.519 Einwohner zum Stichtag 30.06.2015 6 ). Daraus ergibt sich eine durchschnittliche Bevölkerungsdichte von etwa 123 Einwohnern je km 2 , wobei die Verteilung der Bevölkerung innerhalb des Landkreises erhebliche Unterschiede aufweist: Dem dünn besiedelten Norden steht der vergleichsweise dicht besiedelte Süden gegenüber. Die Kreisstadt Görlitz sowie die Städte Ebersbach-Neugersdorf, Weißwasser/O.L., Niesky, Löbau und Zittau bzw. deren unmittelbares Umland haben die höchste Bevölkerungsdichte im Landkreis. Aufgrund der natürlichen Bevölkerungsentwicklung und der Wanderungsbewegungen ist der Landkreis Görlitz sehr stark vom demografischen Wandel betroffen. Dem deutlichen Abwärtstrend in der Bevölkerungsentwicklung folgte naturgemäß auch die Zahl der Schulabgänger. Diese sank von 5.008 Schülern im Jahr 2000 auf 1.882 Schüler im Jahr 2015 und demnach um circa 62,4%. Die Talsohle lag bei 1.610 Schülern im Jahr 2011. Beginnend ab 2016 bis zum Jahr 2032 bleibt die Schulabgängerzahl stabil bei jährlich 2.000 Schülern 7 . Während zwischen 2011 und 2015 die Zahl der Schulabgänger wieder um knapp 17% stieg, gingen im gleichen Zeitraum die angebotenen betrieblichen Ausbildungsplätze im Landkreis Görlitz um rund 30% zurück. 8 Damit weist der Landkreis Görlitz gegenwärtig eine im bundesweiten Vergleich ungünstige Angebot-Nachfrage-Relation auf. Auf jeden Bewerber entfallen lediglich 0,54 Ausbildungsstellen. Deshalb besteht derzeit auf dem regionalen Ausbildungsmarkt die Problematik, dass einerseits nicht alle Jugendlichen mit einem passenden Ausbildungsplatz versorgt werden können und andererseits viele Unternehmen ihre Ausbildungsplätze nicht vollständig besetzen können. Der erhöhte Fachkräftebedarf ist bisher lediglich sektoral spürbar, wird zukünftig jedoch alle Wirtschaftsbereiche einschließen. Mit der Bildung einer regionalen Fachkräfteallianz im Rahmen der Fachkräfterichtlinie des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr und der Erarbeitung eines zu Grunde zu legenden Handlungskonzepts möchte der Landkreis für die kommenden Jahre gemeinsam mit den verschiedenen Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft, Schule, Verwaltung und Verbänden auf die Wirtschaft ausgerichtete Projekte zur nachhaltigen Fachkräftesicherung initiieren und umsetzen. 9 HERAUSFORDERUNGEN Ein wesentliches Element, die aus dem demografischen Wandel resultierenden Herausforderungen zu meistern, besteht in einer strategischen und aufeinander abgestimmten BO/StO der jungen Menschen. Diese muss deshalb durch praxisnahe Instrumente, die sich an den Stärken der Jugendlichen sowie den Bedarfen der regionalen Wirtschaft orientiert, umfassend vermittelt werden. Dabei steht der Landkreis Görlitz vor folgenden Herausforderungen: • Noch immer finden nicht alle Bewerber eine Lehrstelle und es bleiben zahlreiche Ausbildungsplätze unbesetzt. Es muss künftig gelingen, die Ausbildungsangebote der Unternehmen mit den passenden Jugendlichen zu besetzen. Dafür müssen Karrierewege durch berufliche Bildung in der Region noch stärker und zielgruppengenauer aufgezeigt werden. Gleichzeitig müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, dass auch Schüler mit Förderbedarf den Abschluss einer betrieblichen Ausbildung erfolgreich meistern. Damit einhergehend sind die Bemühungen auch darauf auszurichten, regional relevante Berufsbilder zu erhalten. • Infolge des demografischen Wandels ist ein gravierendes Abwanderungsproblem im Landkreis Görlitz zu verzeichnen – junge kluge Köpfe, insbesondere Frauen, die den Landkreis Görlitz verlassen, erhöhen den Fachkräftebedarf in der Region. Auch hier muss BO/StO zielgruppengerechte Angebote bereithalten. 6 Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen 7 Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen 8 Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Agentur für Arbeit Bautzen 9 Die regionale Fachkräfteallianz des Landkreises Görlitz konstituierte sich am 14.01.2016.

5 • Vorübergehend projektbezogene Unterstützungen sind keine Lösung, wenn es darum geht, einen stabilen Prozess der regionalen Fachkräftesicherung herbeizuführen. Die qualitativ hochwertige Umsetzung der Produkte der BO/StO bedarf einer Ressourcensicherheit – sowohl finanziell, materiell als auch personell. Dies betrifft einerseits die nachhaltige finanzielle Absicherung bestehender Angebote ohne Fördermittel (z.B. INSIDER-Paket 10 ) und anderseits den effektiven und sinnvollen Einsatz von Bundes- und Landesmitteln für die regionale BO/StO. Bei fördermittelabhängigen Maßnahmen müssen zusätzlich die unterschiedlichen Förderprogramme im Vorfeld abgestimmt und Förderlücken aufgespürt werden. Nur so werden dem Bedarf entsprechende Maßnahmen durchgeführt. • Bestehende Angebote sind regelmäßig auf Qualität, Zielgruppengenauigkeit sowie den Ressourceneinsatz zu überprüfen, um bei Bedarf eine entsprechende Weiterentwicklung bzw. Anpassung an veränderte Rahmenbedingungen vorzunehmen. • Eltern sind die wichtigsten Berater im Berufswahlprozess ihrer Kinder. Deshalb ist es unumgänglich, Eltern aktiv in die Angebote der BO/StO einzubeziehen und für ihre Verantwortung zu sensibilisieren, ihnen aber auch Unterstützung anzubieten. • Informationsverluste und Doppelstrukturen unter den am Prozess der BO/StO beteiligten Akteuren müssen vermieden werden. Das kann nur durch eine stärkere Vernetzung, Koordinierung und abgestimmte Kommunikationsstruktur aller Beteiligten durch eine Schnittstelle gelingen. STRATEGISCHE EINORDNUNG Der Landkreis Görlitz versteht die BO/StO als einen Schwerpunkt seiner kommunalen integrierten Bildungsplanung. Ausgehend von einem erweiterten Bildungsverständnis im Sinne des lebenslangen Lernens werden dabei alle bildungsrelevanten Ressorts einbezogen. In den bisherigen Grundlagendokumenten zur Bildungsstrategie wird das Thema BO/StO bereits als ein wesentlicher Baustein verstanden. So wird sowohl im 1. Bildungsbericht des Landkreises Görlitz 11 als auch in den auf dessen Grundlage erarbeiteten Handlungsempfehlungen für die Bildungsentwicklung 12 darauf Bezug genommen. Weiterhin findet der Bildungsübergang Schule-Beruf – und damit das Thema BO/StO – als Bestandteil des lebenslangen Lernens Berücksichtigung in der Arbeit des Regionalen Bildungsforums des Landkreises Görlitz 13 . Beispielsweise verständigte sich das Gremium darauf, dass ein Schwerpunkt des regionalen Bildungsmarketings im Bereich der Fachkräftesicherung liegt und damit einhergehend die Weiterentwicklung bestehender Instrumente und deren Zusammenführung zu einer integrierten 14 Gesamtstrategie erfolgen muss. Durch die Verzahnung mit dem fortlaufenden Strategieentwicklungsprozess ist die Bildungsplanung konsequent auf die Unterstützung der Landkreisentwicklung und damit auf die Sicherung von zukünftigen Fachkräften ausgerichtet. 10 siehe Anhang „Bestandsaufnahme“ 11 Landkreis Görlitz (2012): 1. Bildungsbericht 2012. Zukunft durch Bildung im Landkreis Görlitz: Mit Energie und ohne Grenzen!, Görlitz. (Kapitel 5.3.3 Berufsorientierung und Gestaltung des Übergang Schule-Beruf, S. 189 ff.) 12 Landkreis Görlitz (2014): Handlungsempfehlungen für die Bildungsentwicklung im Landkreis Görlitz, Görlitz. (Kapitel 2.5 Berufsqualifizierung über die berufliche und hochschulische Ausbildung, S. 21 ff.) 13 Das Regionale Bildungsforum ist ein bildungsbereichs- und ressortübergreifendes Gremium des Landkreises Görlitz. Als Schnittstelle zwischen bildungsrelevanten Fachausschüssen des Kreistages und weiteren Partnern gibt es in beratender und beschließender Funktion inhaltliche Impulse für die Entwicklung der Bildungsstrategie. 14 siehe Beschlüsse 03/2012 und 02/2014 des Regionalen Bildungsforums des Landkreises Görlitz

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